Vom Lieferanten zum Konkurrenten – Die Zukunft des exklusiven Einzelhandels

Es wäre zu einfach, den Grund für die zunehmenden Schließungen von Facheinzelhändlern alleine beim Boom des Onlinehandels zu suchen. Natürlich ist die rückläufige Frequenz in den Innenstadtlagen eine der Ursachen für nachlassende Umsätze und immer schwieriger werdende wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Exklusive Boutiquen und Einzelhändler leiden aber außerdem unter einem viel bedeutenderen Umstand, der rasanten Zunahme so genannter Monobrand-Stores.

Einige Zahlen unterstreichen dies eindrücklich. So betreibt die weltweit führende Luxusmarke Louis Vuitton allein 478 eigene Läden. Auch Christian Dior mit 198 und Montblanc mit 360 Shops treiben ihre Vertriebsstrategien in diese Richtung weiter voran. Darunter zu leiden haben in erster Linie die ehemals besten Vertriebspartner dieser Häuser. Es gab Zeiten, da kämpften die Edelmarken nämlich um jeden Konzessionär.

Die auf Beratung und Kundendienst fokussierten Fachgeschäfte haben viele Marken erst zu dem gemacht, was sie heute sind. Und zum Dank eröffnen genau diese direkt nebenan ein eigenes Geschäft oder entziehen die Konzession, weil dieser nicht mehr in der Lage ist, die steigenden Anforderungen an Warenbevorratung, Ausbildung und Qualifizierung zu erfüllen.Hinzukommt, dass Unternehmen wie zum Beispiel die Swatch Gruppe mit ihren eigenen Multibrand Stores wie Tourbillon und Hour Passion, in denen die verschiedenen Marken der Gruppe angeboten werden, in direkte Konkurrenz zu etablierten Juwelieren treten. Welche Auswirkungen dies auf die Entwicklung des Einzelhandels haben wird, hat die Unternehmensberatung Morgan Stanley jüngst untersucht. Während aktuell noch 88 % der Luxusuhren durch Juweliere verkauft werden zeigt die Studie, dass bereits in zehn Jahren dieser Anteil auf 45 % sinken wird. Neben der Verlagerung des Geschäftes zu den Markenboutiquen trägt die wachsende Bedeutung der Direktverkäufe über eigene Onlineshops maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Unter dem Strich bedeutet dies, dass die Juweliere die Hälfte ihrer Umsätze mit Luxusuhren verlieren werden. In letzter Konsequenz wird dies zu weiteren Ladenschliessungen führen. Aber auch an Filialisten wie Wempe und Bucherer geht diese Entwicklung nicht spurlos vorüber. So betreibt Wempe bereits heute Monomarken Shops von Rolex und Patek Philippe. Und dies sicherlich nicht ganz freiwillig. Für die Luxusmarken ist dies ein durchaus lohnendes Geschäftsmodell. Einerseits bedeutet dies eine deutliche Erhöhung der Margen und andererseits eine vollständige Kontrolle des Vertriebskanals. Aber was bedeutet diese Entwicklung für den exklusiven Einzelhandel? Die Lösungen können in der Spezialisierung, der Konzentration auf Nischen und die Erhöhung der Kundenbindung liegen. Wenn der Handel mehr und mehr seiner Luxusmarken verlieren wird, müssen sich die Kaufleute anderweitig orientieren und über verstärkte Marketingaktivitäten, wie zum Beispiel Live Kommunikation, ihre besondere Beratungs- und Servicequalität unter Beweis stellen.

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